Nico Rosberg: Von der Rennstrecke zur grünen Welle

Nico Rosberg und Elke Bauer
Nico Rosberg und Elke Bauer im Interview

Natürlich kennt ihn die ganze Welt: Nico Rosberg. 2016 noch Formel 1 Weltmeister, widmet er sich jetzt dem bleifreien Rennsport. Extreme E heißt die weltweite Challenge, in der SUVs sich gelegentlich mit halsbrecherischen Sprüngen in’s Ziel überschlagen. Und dann steht da noch „Sunreef 
Yachts“ auf seinem Hemd. Schauen wir uns das Ganze mal genauer an.

Extreme E ist eine völlig neuartige Rennserie, in der Elektro-SUVs in extremen Umgebungen auf der ganzen Welt antreten werden, die bereits von Klima- und Umweltproblemen beschädigt oder betroffen sind. Die globale Reise soll so die Auswirkungen des Klimawandels und menschlicher Eingriffe an einigen der entlegensten Orte der Welt beleuchten und die Einführung von Elektrofahrzeugen auf der Suche nach einer kohlenstoffärmeren Zukunft für den Planeten fördern. Auf sportlicher Seite arbeitet Extreme E mit AFC Energy zusammen, um seine bahnbrechende Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie zum Aufladen seiner Rennwagen mit emissionsfreier Energie zu nutzen. 20 Fahrer aus zehn Teams treten bei Extreme E an, wobei jedes Team aus einem Fahrer und einer Fahrerin besteht, als Teil der Bemühungen von Extreme E zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und gleicher Wettbewerbsbedingungen. Nachhaltigkeit. Ein Thema, das auch Weltmeister Nico Rosberg sehr am Herzen liegt. 

Ganze elf Jahre fuhr Nico Rosberg in der Formel 1 bis er 2016 den Titel des Weltmeisters holte. Fünf Tage nach seinem Titelgewinn beendete Nico seine Karriere als aktiver Fahrer und startete eine Karriere als Nachhaltigkeitsunternehmer. Jetzt leitet sein Team mit Unterstützung internationaler Experten aus Monaco, Großbritanni-en und Deutschland von Monaco aus eine Vielzahl von Projekten. Aber natürlich kommt auch der Rennsport nach wie vor nicht zu kurz und so startete er 2020 Rosberg X Racing vor der ersten Extreme E-Saison im Jahr 2021.
Wir trafen den engagierten Rennfahrer auf Sardinien und erfuhren das ein oder andere Detail, das auch die Formel 1 mal aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet. Nämlich directement aus dem Cockpit. Und wer schon immer mal dachte, er wäre bestimmt auch ein guter Rennfahrer, der kann schon mal ins ausgiebige Fitnesstraining starten. Sie werden gleich wissen warum. Aber zunächst an Nico die Frage, ob er hier bei Extreme E selbst schon gefahren ist, oder ob es das nie tun würde? 

Nico Rosberg: Nein, da hätte ich Angst. 

Wirklich? Als Formel 1 Fahrer? Weil Du diese Art von Ren-nen nicht gewohnt bist?
 
Nico Rosberg: Du hast ja gesehen – die machen da Überschläge, da hätte ich Angst.

Beschreibe uns doch mal bitte die Situation, wie es ist, wenn man mit 300 km/h auf eine Kurve zufährt und es eng wird. Was geht da in Dir vor? Hast Du da auch Angst?

Nico Rosberg: Es kommt darauf an, wie die Auslaufzone ist. Wenn man weiß, man macht einen Fehler und es passiert nichts, dann ist das ok. Aber wenn man in einer ganz schnellen Kurve mit 300 Stunden-kilometern unterwegs ist und man ist direkt außen und es regnet und man macht einen kleinen Fehler und man weiß, dass man dann an der Wand landen würde, dann hat man schon Respekt. Und wenn sich dann das Auto noch ein bisschen bewegt, dann kann man durchaus auch Angst haben. Das ist nicht bei allen so, ich hatte das. Die anderen Fahrer sind einfach manchmal so bekloppt, denen ist alles egal. Ich habe da früher schon immer Respekt gehabt. 

Bist du vor den anderen eher immer davongefahren oder hast du gedacht, ich bin sowieso schneller als alle anderen? 

Nico Rosberg: Mein Teamkollege war im gleichen Auto unterwegs wie ich und der ist der beste Rennfahrer aller Zeiten in der Geschichte des Motorsports: Lewis Hamilton. Von daher kann ich mir da nicht einbilden, dass ich dem davongefahren wäre. Es war ein ganz enges Duell, wo die Kleinigkeiten dann letztendlich den Unterschied gemacht haben. Wir hatten dann beide 380 Punkte und ich hatte 5 Punkte mehr am Schluss über eine ganze Saison hinweg. Es ist auch eine mentale Sache, dass man das Beste aus sich selbst herausholt. Eine totale Fokussierung auf das Jahr und dass man nicht zu viele andere Sachen drumherum hat und dann in den Hochdrucksituationen einfach so gut abliefert und sich so konzentriert, dass man dann keine Fehler macht.

Ist das körperlich genauso anstrengend wie mental? 

Nico Rosberg: Also körperlich ist es so, dass meine Frau auch immer gesagt hat: „Ich würde auch gerne mal ein paar Runden fahren, um abzunehmen“, denn ich habe bei jedem Rennen um die 3,5 Kilo verloren. Aber das ist nur Wasser, nur Flüssigkeit, das ist am nächsten Tag wieder auf der Waage. Man schwitzt wie verrückt. Da musste ich meiner Frau auch erklären, dass das nichts bringt, weil es eben nur Wasser ist und kein Fett. Man darf nicht verges-sen, wir haben so etwas wie einen Skianzug an, die Sicherheitsgurte sind so eng am Körper angebracht – denn sie müssen ja sicher sein – dass man kaum mehr atmen kann, man kann die Lunge nicht aufmachen und muss ganz flach atmen. Dazu sitzt man in einem Carbonsitz, der um einen herum gegossen ist, um einen überhaupt im Auto zu halten, bei diesen starken Fliehkräften wie im Kampfflugzeug. Dazu kommt ein Helm und Balaclava (feuerfeste Gesichtsmaske), es kommt null Frischluft rein, dann habe ich 70 Grad heißen Sprit hinter meinem Rücken, dann 50 Grad der Boden unter mir, der Asphalt, und wir sitzen ja quasi auf dem Boden, so tief liegen die Autos. So ist es in dem Cockpit 50 Grad heiß. Das ist wie zwei Stunden lang in der Sauna Fahrrad zu fahren. 

Das geht doch enorm auf den Kreislauf!

Nico Rosberg: Ja, da kippen auch regelmäßig einige um, wenn sie nach dem Rennen aufstehen. Dann sind sie erstmal weg. Das weiß man in dieser Art eigentlich gar nicht, wie heftig das alles ist.

Du bist jetzt aber nicht nur für Nico Rosberg Racing hier, sondern auch für Sunreef Yachten. 

Nico Rosberg: Ja, was Sunreef und wir gemeinsam haben ist, dass wir die Elektrifizierung und die Nachhaltigkeit vorantreiben. Dafür hat Sunreef eine Passion und das finde ich richtig Klasse, denn die Yachtindustrie ist ja heftigst nicht nachhaltig. Und so ist es schön, dass da jetzt auch mal was passiert. 

Lieber Nico, aber Lithium scheint hier noch nicht die finale Lösung zu sein?

Nico Rosberg: Es ist auf jeden Fall eine sehr gute neue Etappe und Sunreef macht das jetzt vor. Mit momentan 10 Stunden Reichweite. Und wenn man dann noch Solarzellen auf der Yacht hat und ein Segel, dann ist man schon sehr autark. Das ist ein großer Fortschritt. Dreiviertel der Sunreef Kunden wollen das auch so kaufen, mittlerweile. Es ist interessant zu sehen, dass auch die Käufer bei Superyachten in diese Richtung gehen möchten. Und sie sparen sogar Geld dabei, denn sie haben ja viel weniger Spritkosten. Das finde ich sehr cool und da bin ich auch stolz drauf. Ich habe auch selbst eine Sunreef Yacht mit 80 Metern. 

Was würdest du denn unseren Lesern und Zuschauern für das kommende Jahr wünschen?

Da kann man ja nur ein größeres Wohl wünschen und zwar in jeder Hinsicht. Am meisten sogar mental aber auch dass man weniger finanzielle Sorgen hat, denn es leiden bestimmt viele unter der Jobsituation. Und natürlich wünsche ich allen, dass sie  mehr Zeit haben für Freunde und Familie. 

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