Motorsport 4.0 oder Racing Unleashed

Ralph Moeller und Monisha Kaltenborn
Ralph Moeller und Monisha Kaltenborn

Wenn die Welt des Formel 1 Rennsports auf die digitale Zukunft der Rennsimulatoren trifft, dann heißt das jetzt: 
Motorsport 4.0 oder Racing Unleashed. Völlig entfesselt wird hier nämlich auf’s Gas gedrückt, sich in Kurven gelegt und 
ausgebremst. Das Gute daran: Es gibt keine Verletzten. Und noch besser: Hier werden echte Stars geboren. 

Dass die Formel 1 nicht gerade umweltfreundlich ist, dar-über muss man nicht diskutieren. Dennoch bedeutet jede Rennsaison ein echtes Freudenfeuer für alle F1 Fans. Aber nicht nur das – sie ist, seit ihren Anfängen, einer der ganz großen Wunschträume all jener, die sich selbst gerne mal als Fahrer versucht hätten. Doch um überhaupt als etwaiger Kandidat in Frage zu kommen und eine Rennstrecke beschnuppern zu dürfen, bedarf es bereits im Vorfeld enormer finanzieller Mittel. Kein Sport also, für jedermann. Doch genau das ändert sich jetzt. Denn ab jetzt stehen anhand von „Racing Unleashed“, einem schnell wachsenden Start-up-Unternehmen mit Sitz in Cham/Zug, das sich voll und ganz der Welt des e-Sports verschrieben hat, modernste Rennsimulatoren „made in Maranello“ bereit. 

Natürlich darf auch beim Sim-Racing alles, was zum Rennsport gehört, nicht fehlen: So besteht die Competition – wie in der Formel 1 – aus Freiem Training, Qualifying, Startaufstellung sowie den Meisterschafts-Rennen der Racer und Challenger League, sozusagen 1. und 2. Liga, dort fahren Profis und die, die Profis werden wollen. Dabei geht es dann schon mal um Siege, Titel und bei den Profis mit 2.300 Euro für den Sieg und 4.600 Euro für den Titel, auch um lukratives Preisgeld. Gestartet wird zur gleichen Zeit, in mehreren Racing Lounges und Ländern – mit rund 20 Autos. 

Monisha Kaltenborn ist seit Mitte 2019 CEO von  Racing Unleashed. Man kennt sie bereits seit zwei Jahrzehnten aus dem Rennsport: Teamchefin und Mitbesitzerin beim Sauber F1 Team. Im „Männerwelt-Piranhas-Becken“ Formel 1 schaffte sie es als erste Frau zur F1-Teamchefin, setzte damit im globalen Motorsport einen Meilenstein und behauptete sich erfolgreich im Grand-Prix Fahrerlager und am Sauber-Haupt-sitz, der dank ihr heute noch in Betrieb ist. Vom „Internati-onalen Automobilverband FIA“ wurde sie zur Botschafterin für die Förderung von „Frauen im Motorsport“ ernannt. Bernie Ecclestone, gehört noch heute zu Ihren Vertrauten. Nach fast zwanzig Formel-1-Jahren folgte der logische Schritt ins digitale Zeitalter, vom realen Rennsport zum virtuellen Simulator-Racing, als Teil des e-Sports. Damit hat ihre recht lärmbelastete Zeit der Rennen nun ein Ende? 

Monisha Kaltenborn: Das ist hier in der Tat etwas anderes, wobei es natürlich schon das realistische Gefühl der F1 wiedergeben soll. Es ist so die ideale Verbindung dessen, was ich vorher gemacht habe und dem, was ich jetzt tue. 

Die F1 ist ja nicht gerade ein leuchtendes Beispiel in Sachen Schadstoffbelastung. Wäre das toll, wenn Sie jetzt dadurch ersetzt würde?
Monisha Kaltenborn: Ersetzen ist nicht unser Ziel. Wir möchten vielmehr mit dem Si-mulator einen Sport aufbauen. Denn wir wollen den Motorsport 4.0, das heißt nachhaltigen Motorsport – digital. Denn wir sind im Zeitalter der Digitalisierung und wollen ihn so sicherer und für alle zugänglich machen. 

Was passiert denn nun, wenn ich hier mit 300 Stundenkilometern an die Wand fahre?
Monisha Kaltenborn: Dann werden Sie das ziemlich spüren. Sie werden natürlich nicht verletzt werden dabei. Aber wir haben die 5-Punkt-Gurte aus der F1 und die können die Fliehkräfte bis zu einem gewissen Grad simulieren. Sie werden also in den Sitz gedrückt, wenn sie einen Aufprall haben. Sie spüren genauso über das Motion-Sys-tem jede Bewegung. Also, wenn sie über eine Bodenwelle fah-ren, dann spüren sie das. Denn es ist ein dynamischer Simulator, der das Gefühl während des Fahrens sehr realistisch wiedergibt.

Es gibt Wettbewerbe und Sponsoren, die Racing Unleashed unterstützen und dafür sind sie als CEO zuständig?
Monisha Kaltenborn: Genau, ich bin für die gesamte Gruppe zuständig. Wir entwickeln, produzieren und vertreiben ja alles selbst. Wir entwickeln die Hardware und die Software. Dann haben wir den sportlichen Teil, bei dem wir die Ligen aufbauen und Fahrerrechte verwalten, wir haben die Sponsoren, Verträge mit denen, denen entsprechende Rechte zu gewähren und wir haben noch einen Teil, bei dem wir mit Autoherstellern zusammenarbeiten. 

Und sie suchen nach Talenten für die echte F1?
Monisha Kaltenborn: Das ist mit ein Ziel, denn wir wollen den Motorsport allen zugänglich machen und durch die Software haben wir die Möglichkeit dazu. Es ist ja alles daten- und faktenbasiert, genau so wie in der F1. So können wir schon Talente entdecken. Es ist eigentlich genau das Gleiche, was ein Team im realen Sport macht, es schaut sich auch die Daten des Fahrers an. Denn 
das sind alles Indikatoren und damit geht man dann mal an die Strecke. Wenn wir hier solche Talente sehen, haben wir die Möglichkeit, mit unserem reellen Auto, das für die Rennstrecke zugelassen ist, solche Fahrer auch an der Strecke zu testen.

Haben sie schon ein Talent entdeckt?
Monisha Kaltenborn: Nein, noch nicht, aber das kommt sicher schneller, als wir den-ken. Denn die jungen Menschen sind so begeisterungsfähig und können sich sehr gut auf das Digitale einstellen, es dann aber auch in der Realität auf der Straße umsetzen. Das wird also nicht lange auf sich warten lassen.

Ja, es ist ein echtes und vor allem von der Lautstärke her erträgliches Erlebnis, das in den Racing Unleashed Lounges auf alle wartet, die größer sind als 1,57 Meter und bestenfalls kleiner als 2 Meter – denn das Cockpit und die verstellbaren Gas- und Bremspedale kommen sonst tatsächlich an ihr Li-mit. Das bringt auch einen anderen Weltstar, der bei Racing Unleashed beteiligt ist, an seine Grenzen: Ralf Moeller. Der Schauspieler, Regisseur, Bodybuilder und „Mr. Universum“, der früher „Gladiator“, Schwimmer, Boxer, Kugelstosser und Diskuswerfer war, ist bei Racing Unleashed nunmehr als CfO, als Chief Fitness Officer für das Coaching und Training der physischen und mentalen Stärken der Simulator-Racer verantwortlich. Denn Kondition und Konzentration sind entscheidend, wenn man nicht nur aus Spass, sondern aus Sportbegeisterung Triumphe anstrebt. Der neue CfO, der heute mit über 60 fitter ist denn je, wird mit Fitness- und Er-nährungscoachings zu Seite stehen, trainieren und fordern.  Das Motto von Ralf Moeller bei Racing Unleashed: Fast & fit. Dennoch passt Ralf Moeller doch gar nicht in einen der Simulatoren?

Ralf Moeller: Nein, da passe ich nicht rein mit meinen 1,96 Metern. Man sitzt da so tief drin, dass man sich nicht herausstemmen kann. Aber ich habe gehört, es wird einer in Maranello für mich gebaut, in den ich dann auch hineinpasse. 

Aber, nun sag doch mal, lieber Ralf, ist das Ganze jetzt eher was für Jugendliche? 
Ralf Moeller:Das ist etwas für alle! Für Jüngere und bis zum 80. Lebensjahr. Jeder kann so einen Simulationsrennwagen fahren und um da auch erfolgreich sein zu können und dafür auch fit zu sein, habe ich ein eigenes Trainingsprogramm entworfen. Denn es gibt eine eigene Liga und in der kann man, wenn man gut ist, später auch Geld verdienen. Dazu muss man natürlich schnell sein. Und um schnell zu sein, muss man mental und körperlich gut aufgestellt sein. Denn das gesamte Fahrzeug bewegt sich auch wie auf der Rennstrecke. Wenn man dann über Bodenwellen fährt, spürt man das natürlich und der Körper muss fit genug sein, das aufzufangen.
 
Und dazu dient jetzt Dein Programm. Was war denn der ausschlaggebende Punkt für Dich, das ins Leben zu rufen?
Ralf Moeller: Vor allem möchte ich auch die Jugendlichen oder auch ältere Menschen von ihren Computern wegholen, die dann nachts um zwei oder drei Uhr immer noch davorsitzen. Denn ich möchte, dass genau diese Menschen sich vor allem vegan ernähren oder gut ernähren und trainieren, denn das tut ihnen gut. Deshalb habe ich dieses spezielles Trainingsprogramm kombiniert mit einem Ernährungsprogramm entwickelt, denn nur mit Fastfood kommt man hier nicht weit. Für mich war das eine große Herausforderung, auch in diesem Bereich die Menschen mit Videos, Büchern oder auch Onlineprogrammen dahin zu bewegen, dass sie das auch meistern können.  

Aber die Bedingungen in diesen Formel1 Wagen entsprechen natürlich nicht genau der Realität, wie wir im Interview mit Nico Rosberg erfahren haben?
Ralf Moeller: Na ja, es wird schon sehr warm und ich war auch sehr eingepresst ob meiner Statur und man muss sich unglaublich konzentrieren und hat schon so eine Art Live Situation im Simulator. Dazu rüttelt und schwankt es und man muss sich auf die Straße konzentrieren, um nicht abzufliegen. Da sind 10 Minuten schon anstrengend. Deshalb muss man vorher trainieren, um in diesem Simulator Höchstleistungen bringen zu können und später viel-leicht sogar Geld damit verdienen zu können. 

Du sprichst von Sponsorengeldern?
Ralf Moeller: Ja, richtig. Denn das wird alles möglich sein. Das ist das Pendant zur Formel 1, wie wir sie im Moment haben. Das wird in den nächsten fünf bis sechs Jahren immer größer werden. 

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